Heu ist nicht gleich Heu

 

Vor ein paar Monaten haben mein Freund Josef und ich gemeinsam einen Kurs über Futtermittelproduktion mitgemacht. Es ging hauptsächlich um Heuproduktion und im Zuge dessen haben wir auch Heu analysiert. Wir ermittelten unter anderem die verdauliche Energie in MJ des Heus. Und das war total spannend!!!

Wir analysierten zwei verschiedene Schnitte Heu, die wirklich sehr unterschiedlich waren. Am Ende kam heraus, dass das Heu vom ersten Schnitt, welches sehr sehr Rohfaserreich war um die Hälfte weniger Energie hatte als das vom zweiten Schnitt. Theoretisch müsste man also von diesem ersten Schnitt also doppelt so viel Füttern wie von diesem zweiten Schnitt oder umgekehrt. Vom zweiten Schnitt nur die Hälfte.

Das kann man so natürlich nicht verallgemeinern, denn der Unterschied im Energiegehalt zwischen ersten und zweiten Schnitt ist generell nicht so groß. Aber dennoch vorhanden und je nach Schnittzeitpunkt verschieden. Die Gehalte an verdaulicher Energie schwanken pro kg Heu zwischen 9,5 MJ und weniger als 6,0 MJ.

Übrigens: Ein kg Hafer von normal guter Qualität hat einen Energiegehalt von ca. 11 MJ. Ein kg Heu entspricht also ca. 0,5 – 0,8 kg Hafer. Interessant oder?

Dieses Wissen wird nur oft vergessen oder einfach bei der Heufütterung nicht berücksichtigt. Pferde sollen täglich 1,5 bis 2 kg Heu pro 100 kg Körpermasse fressen. Warum eigentlich? Nicht nur wegen der Energie! Für eine ausreichende Speichelproduktion, eine gleichmäßige Zahnabnutzung und den ungestörten Ablauf und Funktion der Verdauung ist dies äußerst wichtig!

Ich will hier nur kurz erklären wie wir füttern: Wir sind Landwirte und produzieren unser Heu selbst. Ich bin sehr froh darüber, so können wir die Qualität beobachten und so gut es geht beeinflussen. Ich weiß, was ich meinen Pferden auf den Tisch stelle, sozusagen. So kommt es, dass wir nicht nur ersten Schnitt produzieren können. Wir müssen natürlich auch ein zweites Mal mähen und Heu machen. Da wir nun ersten Schnitt Heu mit wenig Energie und viel Rohfaser haben aber auch zweiten Schnitt mit mehr Energie und weniger Rohfaser muss man sich überlegen wie man übers Jahr verteilt füttert. Am besten wäre vermutlich immer nur erster Schnitt und davon viel, damit die Pferde lang beschäftigt sind und trotzdem nicht fett werden, weil dieser ja nicht so viel Energie hat. Aber das geht nun mal nicht. Also füttern wir z.B. den zweiten Schnitt eher im Winter, wenn die Pferde von Natur aus mehr Energie benötigen. Außerdem mischen wir zum zweiten Schnitt immer etwas Stroh. Im Sommer zu den Weiden gibt es dann ersten Schnitt. So ist der Energiegehalt etwas ausgeglichener.

Noch was:

Ein durchschnittliches Pferd mit 500 kg und täglich leichter Arbeit (insgesamt 30 Minuten Trab und Galopp, davor und danach Schritt) braucht täglich ca. 64 – 80 MJ Energie! 10 kg durchschnittliches Wiesenheu haben einen Energiegehalt von 75 MJ, also durchaus ausreichend Energie für dieses Pferd.
 

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